Quantcast
Channel: Kommentare zu: Karl Popper und das Problem der Falsifikation
Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

Von: Alexandre

$
0
0

“Ich habe zwar keine Seitenzahlen im Kopf, dazu sind es zu viele, aber Popper stellt eindeutig klar, dass eine Falsifikation auch nur eine theoretische Entscheidung ist, die ihrerseits falsifiziert werden kann. Er diskutiert ausfuehrlichst die Theorieabhaengigkeit von Beobachtungsresultaten und die Schlussfolgerungen daraus – dass eine Falsifikation nicht endgueltig ist.”
“(@ilja: Sie müssten dann schon sagen, wo Popper diesen Anspruch relativiert. Wenn es so viele Zitatstellen gibt, geben Sie mir doch bitte eine oder zwei)”

Obwohl es Ihre Aufgabe ist, den Lesern zu beweisen, dass Popper ein naiver bzw. absolutistischer Falsifikationist ist und Sie einen derartigen Beweis schuldig geblieben sind (den Sie auch niemals erbringen können, weil es Ihren Popper nie gegeben hat),
werde ich hier trotzdem (obwohl nicht nötig, da Ihr Argument diesbezüglich ohne Beleg ist) Iljas Argument mit Belegen aus der ‘Logik der Forschung’ untermauern.
Wie kann der Verweis auf nicht vorhandene Zitatstellen des Kritikers eine Stütze für die eigene Position sein? Dies ist mir unbegreiflich!
Aus LdF 11. Aufl.:
S.18:
“Es sind ja immer gewisse Auswege möglich, um einer Falsifikation zu entgehen, – etwa ad hoc eingeführte Hilfshypothesen oder ad hoc abgeänderte Definitione; ist es doch sogar logisch widerspruchsfrei durchführbar, sich einfach auf den Standpunkt zu stellen, daß man falsifizierende Erfahrungen grundsätzlich nicht anerkennt.”
S.26f.:
“Denn wer an einem System, und sei es noch so ‘wissenschaftlich’ dogmatisch festhält (z.B. an dem der klassischen Mechanik), wer seine Aufgabe etwa darin sieht, ein System zu verteidigen, bis seine Unhaltbarkeit logisch zwingend bewiesen(bewiesen hervorgehoben, Anm. d. Verf.) ist, der verfährt nicht als empirischer Forscher in unserem Sinn; denn ein zwingender logischer Beweis für die Unhaltbarkeit eines Systems kann ja nie erbracht werden, da man ja stets experimentelle Ergebnisse als nicht zuverlässig bezeichnen oder etwa behaupten kann, der Widerspruch zwischen diesen und dem System sei nur ein scheinbarer und werde sich mit Hilfe neuer Einsichten beheben lassen…Wer in den empirischen Wissenschaften strenge Beweise verlangt [oder strenge Widerlegungen], wird nie durch Erfahrung eines Besseren belehrt werden können.”
S.63:
“Widersprechen anerkannte Basissätze einer Theorie, so sind sie nur dann Grundlage für deren Falsifikation, wenn sie gleichzeitig eine falsifizierende Hypothese bewähren.”
S.83:
“Die Festsetzung der Basissätze erfolgt anläßlich einer Anwendung (Anwendung hervorgehoben, Anm. d. Verf.) der Theorie und ist ein Teil dieser Anwendung, durch die wir die Theorie erproben (erproben hervorgehoben, Anm. d. Verf.); wie die Anwendung überhaupt, so ist die Festsetzung ein durch theoretische Überlegungen geleitetes planmäßiges Handeln.”

Dann geht es weiter auf den Seiten 84-88. Jeder, der interessiert ist, sollte das mal nachlesen. Ich hebe jetzt nur noch hervor:
S.87:
“Die Analogie zu den Festsetzungen der Basissätze, zu ihrer Relativität, zur Fragestellung auf Grund der Theorie, ist deutlich.”

Man beachte, dass Popper hier in einem einzigen Satz direkt auf die Relativität und Theoriegeleitetheit der Basissätze hinweist. Und genau darauf hat Ilja hingewiesen!
S. 88:
“So ist die empirische Basis der objektiven Wissenschaft nichts ‘Absolutes’; die Wissenschaft baut nicht auf Felsengrund.”

Das sollte genügen, um die Einwände Iljas, denen ich mich voll und ganz anschließe, zu belegen.
Nur mal so: Auch Kuhn war sich all dessen bewusst, wenn er schreibt:
“…those who misinterpret Sir Karl by attributing to him a belief in absolute rather than relative falsification.”
Logic of Discovery or Psychology of Research in: The Essential Tension, S. 282, Fußnote 29


Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

Trending Articles