Ein schönes Beispiel stellt die Perihel-Anomalie des Merkur dar. Nach Popper hätte die Newtonsche Theorie schon Mitte des 19. Jahrhunderts als widerlegt angesehen sein müssen, da sie nicht in der Lage war, diese Anomalie zu erklären. Statt jedoch diesen Schritt zu gehen, versuchte man zunächst, verschiedene Hypothesen in die Theorie einzuführen. Die naheliegende Hypothese war natürlich die Annahme, dass ein weiterer Himmelskörper, der noch nicht gefunden war, die Anomalie erklärt. Interessanterweise waren solche Hypothesen noch gar nicht fundiert zurückgewiesen, als bereits andere Hypothesen auftauchten, die die Netonsche Theorie radikaler infrage stellten. Auch das ist nach Popper eigentlich nicht möglich.
(bis hierher können Sie die ganze Geschichte ausführlich bei <a href= "http://deposit.ddb.de/ep/netpub/78/39/11/982113978/_data_stat/HamburgUP_Valk_Ordnungsbildung.pdf#page=35" rel="nofollow">Gähde</a> nachlesen.
Schließlich erklärte Einstein die Anomalie im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Allerdings ist die Sache damit noch nicht ganz zu Ende, denn Einsteins Berechnungen stimmten keineswegs besser mit den empirischen Befunden überein als die der vorhergehenden Theorien. (Siehe z.B. <a href="http://resources.metapress.com/pdf-preview.axd?code=u718115142186x70&size=largest" rel="nofollow">Gerold v. Gleich</a> 1927) Man hätte also nach Popper Einsteins Theorie von Anfang an als falsifiziert ansehen müssen. Zunächst half man sich, wie v.Gleich auch Eddington zitiert damit, dass man die Bedeutung von Beobachtungen als unwichtiger gegenüber dem "Geist der neuen Theorie" betrachtete - das wäre bei Popper unmöglich, das wäre bei ihm völlig unwissenschaftlich. (ähnliches traf übrigens auch für die Rotverschiebung zu)
Gleichzeitig suchte man natürlich nach den Gründen für die Abweichungen zwischen theoretischer Vorraussage und Beobachtung - und konnte schließlich alle Widersprüche ausräumen.
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